Raby, Julian ; Brock, Sebastian:
New Light on Syriac Painting in the Eleventh Century: Re-dating British Library Or.
3372. – S. 33-80
In: Eastern Christian art ; 10.2014/16
[ f. 7b = Pl. 56 (S. 80) ; f. 73b = Pl. 25 (S. 57) ; f. 37b = Pl. 55 (S. 79)]
*
Fazio, Nicoletta:
Gläubiges Staunen : biblische Traditionen in der islamischen Welt...- Berlin : Stiftung
Preußischer Kulturbesitz, 2017. - 59 S. [ = S. 20/21]
*
Court and cosmos : the great age of the Seljuqs / Sheila Canby…; the Metropolitan
Museum of Art, New York. - New Haven ; London : Yale University Press, [2016]. - xiv,
365 Seiten. [ f. 7v/8r = S. 271 (+ S. 334)]
Die Handschrift ist vorzüglich erhalten. Auf Bl. 9—11 ist die Schrift aber zum Teil
von späterer Hand nachgezogen: auf Bl. 10b oben ein Flicken eingesetzt. Bl. 10.20
oben etwas beschädigt. Die Blätter 269—279, ebenso Bl. 284b sind durch Feuchtigkeit
dermaßen beschädigt, dass die Farbe fast ganz verschwunden und vielfach nur der Eindruck
im Leder übrig geblieben ist.
Die Handschrift ist ein Prachtwerk Altsyrischer Schreibekunst; sie beweist, dass in
dem abgelegenen Gebirgslande des Tur-Abdin die Edessenische Kalligraphie sich noch
in alter Vollendung, wenigstens für den Kirchengebrauch, erhalten hat, als in den
Ebenen bereits wesentlich jüngere Schriftformen vorherrschten. Die Schrift ist groß
und gleichmäßig von Anfang bis zu Ende. Vokale sind nicht vorhanden, aber Lesezeichen
und Interpunktion.
Illumination
Auf Bl. 7b ein Kreuz (Mosaik-Imitation) innerhalb eines kunstvollen Randes (Flechtmuster)
mit Aufschrift: ܒܟ ܢܕܩܪ ܠܒܥܠܕܒܒ̈ܝܢ. Auf Bl. 8a ein Kreuz in einer kranzartigen Einfassung.
Alles in bunten Farben ausgeführt. Bl. 8b farbiges Ornament und Titel in Gold:
ܥܠ ܣܒܪܐ ܠܐ ܡ̇ܒܣܬܢܐܹ ܕܬܠܝܬܝܘܬܐ ܩܕܝܫܬܐ ܕܐܒܐ ܘܕܒܪܐ ܘܕܪܘܚܐ ܩܕܝܫܐ ܚܕ ܐܠܗܐ ܫܪܝܪܐ.ܟ̇ܬܒܝܢܢ
ܦܘܪܫ ܩܪ̈ܝܢܐ ܕܐܘܢܓܠܝܘܢ ܩܕ ܕܡܫܝܚܐ ܐܠܗܐ.ܩܪܝܢܐ ܕܪܡܫܐ ܕܩܘܕܫ ܥܕܬܐ ܒܡܬܝ
Die Ausschmückung der Handschrift ist ungewöhnlich reich. Die Lagen-Zahlen sind in
Vignetten eingefasst. Am Anfang und Ende vieler Abschnitte finden sich reiche Ornamente,
besonders in den Weihnachts- und Oster-Perikopen. Auf manchen Seiten ist mit Gold
geschrieben und jedes Zeichen mit roter Farbe umrändert, an manchen Stellen auf grünem,
blauem, rotem und andersfarbigem Grunde, der mit weißen Punkten besät den Himmel darstellen
soll. Eine große Mannigfaltigkeit der Erfindung zeigt sich in den Mustern, es scheint
fast nie dasselbe Muster zweimal gebraucht zu sein. Ebenso gross ist der Reichtum
in der Colorierung; die Farben sind im Allgemeinen sehr gut erhalten. Die meisten
Muster sind Flechtmuster, andere von der Mosaiktechnik (auch von der Stickerei, Teppichweberei?)
hergenommen. Groß ist der Reichtum an Rosetten, und manche Zeichnungen erinnern an
bunte Kirchenfenster
